Leichte Sprache im Rhein-Sieg-Kreis

Das Thema Leichte Sprache hat mittlerweile ganz schön Fahrt aufgenommen, auch hier im Rhein-Sieg-Kreis. Alle Stellen der öffentlichen Hand sind seit letztem Jahr verpflichtet, ihre Inhalte barrierefrei anzubieten (vor Kurzem habe ich die aktuelle Gesetzgebung zusammengefasst). Aber wie sieht es mit Leichter Sprache vor der eigenen Haustür aus, in meinem Fall im Rhein-Sieg-Kreis?
Eine Bestandsaufnahme.

Leichte Sprache in Behörden

Viele Bundes- und Landesbehörden haben die Verordnung umgesetzt und bieten zahlreiche Inhalte in Leichter Sprache an. Und es werden immer mehr. Man kann aber auch pauschal sagen: Je kleiner – und vermutlich ärmer – die Kommune, desto weniger Inhalte in Leichter Sprache.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis sind leider noch nicht besonders weit, was ihr Angebot in Leichter Sprache angeht. Angesichts der angestrengten Haushaltslage vieler Kommunen ist es aber auch irgendwo verständlich, wenn knappe Budgets für elementar wichtige Dinge verplant und Übersetzungen in Leichte Sprache möglicherweise auf die lange Bank geschoben werden. Die Tatsache, dass es auf vielen Internetseiten noch keine Inhalte in Leichter Sprache gibt, heißt also ganz bestimmt nicht, dass man dort das Thema nicht ernst nimmt. Außerdem haben wir alle gerade ganz andere Sorgen: Die Coronakrise besteht fort und macht unser aller Leben schwer.

Aber dennoch: Es ist wichtig, dass wir die Leichte Sprache vorantreiben, damit alle Menschen um uns herum am sozialen Leben teilhaben können: „In Vielfalt geeint“, getreu dem Motto der EU. Denn für viele Menschen ist Sprache das zentrale Kriterium, das ihnen Teilhabe gewährt oder verweigert.

Beispiel Hennef

Zu meiner großen Freude hat meine Recherche ergeben, dass meine Heimatstadt Hennef im Rhein-Sieg-Kreis den vordersten Platz einnimmt, was Inhalte in Leichter Sprache betrifft. Das ist das Verdienst des unermüdlichen Pressesprechers, der selber ein Zertifikat in Leichter Sprache erworben hat und mit großem Engagement dabei ist! Wenn ich mir eine kleine Sache wünschen dürfte, dann wäre dies ein prominenterer Platz für die Schaltfläche für Leichte Sprache. Man findet sie unter „Meine Stadt“ bzw. am Ende der Seite, wenn man nach unten scrollt.

Beispiel Troisdorf

Das hat die Stadt Troisdorf deutlich besser gelöst: Die Schaltfläche findet sich gut platziert auf der Homepage. Lediglich das Logo ist etwas klein geraten, was aber dem Layout der Seite geschuldet ist. Geht man auf die Seite, findet man einen sehr sympathisch geschriebenen Text, in dem sich die Stadt vorstellt, angereichert durch Piktogramme für eine bessere Verständlichkeit. Mehr Texte wären wünschenswert, aber der Start ist vielversprechend.

Beispiel Sankt Augustin

St. Augustin greift überwiegend auf nicht selbst erstellte Texte zurück und verlinkt diese. Das ist in meinen Augen eine schlaue Übergangslösung, um überhaupt etwas anbieten zu können. Nachteilig wirkt sich aus, dass die Inhalte sehr allgemeiner Natur sind und keinen lokalen Bezug haben.
Leider sind die Inhalte sehr versteckt. Man muss schon genau suchen. Was mich hier aber wirklich stört, ist die Einordnung der Leichten Sprache bei Inklusion und Behinderung. Das verstärkt das Stigma nur noch weiter. Warum Leichte Sprache so in die Ecke stellen? Besser wäre es doch, die Schaltfläche zentral vorne auf der Homepage anzulegen, zugänglich für alle.

Daraus ergibt sich meine persönliche Wunschliste an unsere Kommunen:

  • Platziert die Schaltfläche für Leichte Sprache an prominenter Stelle
  • Macht die Schaltfläche ausreichend groß, damit die Zielgruppe sie leicht findet
  • Verzichtet darauf, Leichte Sprache im Bereich der Behinderung anzusiedeln
  • Kümmert Euch um eigene Inhalte mit lokalem Bezug. Und wenn die Texte noch so kurz sind: Die Zielgruppe wird trotzdem dafür dankbar sein.