Schon mal über gute Kontraste auf Internetseiten nachgedacht? Nein? Mit Ihren Augen ist alles in Ordnung? Außer etwas Kurz- oder Weitsichtigkeit gibt es nichts zu beanstanden? Sie können diesen Blogartikel problemlos lesen? Gut.
Gute Kontraste helfen Menschen mit Augenerkrankungen
Leider ist das nicht bei allen Menschen so. Menschen mit diversen Seheinschränkungen haben unglaublich viele Probleme mit dem Lesen von Internetseiten. Probleme, auf die wir, die „Normalsichtigen“, gar nicht kommen würden. Denn meist sieht man es den Menschen nicht an: Sie haben vielleicht den sogenannten Tunnelblick, auch peripherer Gesichtsfeldausfall genannt. Das heißt, sie können nur das scharf sehen, was sie bewusst mit den Augen fixieren. Alles andere verschwimmt zu einer unerkennbaren Masse. Für das Lesen am Bildschirm bedeutet dies, dass jemand mit dieser Erkrankung bei jedem Detail (Wort, Bild oder Buchstabe), das er gerade erkennen möchte, länger verweilen muss. Das ist anstrengend. Und das führt dazu, dass das Lesen erschwert ist und damit auch die Gefahr besteht, dass der Leser den Textzusammenhang verliert. Solche Menschen profitieren von gut aufgeräumten Internetseiten mit ausreichend großer Schrift und klaren Kontrasten.
Zu viele Farben und Kontraste sind aber auch nicht hilfreich. Vor Kurzem ging es in einer Textprüfung um das Thema Comics. Ein Prüfer mit einer Sehbehinderung konnte die bunten Seiten und das unaufgeräumte Erscheinungsbild nicht ertragen und berichtete über Schwindel beim Betrachten des Comics. Solche Erkenntnisse sind vielleicht nicht repräsentativ für alle Menschen mit Sehbeeinträchtigungen, aber sie sind wichtig um zu lernen, dass es Bedürfnisse gibt, auf die wir erst einmal nicht kommen.
Gute Kontraste helfen Menschen mit Farbblindheit
Oder denken wir an Menschen mit Farbblindheit. Rote oder gelbe Warnhinweise sind für sie – je nach Art der Farbblindheit – nicht oder kaum wahrnehmbar. Beispielsweise nehmen sie die unterschiedlichen Farbmarkierungen von Tortendiagrammen als Graustufen wahr. Es fällt ihnen schwerer als Normalsichtigen, alle Details korrekt zu erkennen.
Im Rahmen einer Textprüfung durfte ich einmal den Erfahrungen eines farbenblinden Mannes lauschen, der erzählte, dass er die Farben von Ampeln nur aufgrund ihrer relativen Position auf dem Ampelkörper erkennt: Leuchtet das obere Licht, weiß er, es ist Rot. Leuchtet das untere Licht, weiß er, es ist Grün und er darf fahren. Schwierig wird es für ihn, wenn er nachts Auto fährt, weil er aufgrund der Dunkelheit nicht den gesamten Ampelkörper, sondern nur das Leuchten eines Lichtes wahrnimmt. Er hat auch im Internet Schwierigkeiten, Farben voneinander zu unterscheiden. Leichte Abstufungen nimmt er kaum wahr. Er würde also auch profitieren, wenn es mehr gute Kontraste auf Internetseiten gäbe.
Gute Kontraste helfen Menschen mit großer Sehschwäche
Andere Menschen haben einfach eine sehr niedrige Sehschärfe bzw. sind fast blind. Auch sie benötigen große Schriften und kräftige Kontraste, um sich auf Internetseiten orientieren zu können.
Für diese Menschen muss zum Beispiel eine Schaltfläche deutlich sichtbar auf der Webseite platziert werden. Sie muss also einen klaren Kontrast zu ihrer Umgebung aufweisen. Aber sie sollte sich nicht nur farblich, sondern auch in anderer Hinsicht vom Rest der Seite absetzen, um erkannt zu werden.
Gute Kontraste helfen allen
Generell gilt aber: Nicht nur visuell eingeschränkte Menschen profitieren von guten Farbkontrasten und einem aufgeräumten Präsentationsschema. Menschen mit psychischen Erkrankungen erfahren schneller als andere eine Reizüberflutung. Auch sie profitieren von ruhigen, kontrastreichen Internetseiten. Und zur Zielgruppe der Leichten Sprache zählen wir ja auch noch viele andere Menschen (siehe hier). Es geht uns also alle an. Denn wenn ich ehrlich bin, dann freue ich mich auch, wenn ich meine Augen nicht so anstrengen muss, um weiße Schrift auf hellem Untergrund oder kleine Schriftgrößen entziffern muss.
Ein Tool für die Überprüfung der Farbkontraste
Eine gut aufgeräumte Internetseite und große Schrift können Sie auf Ihrer Webseite selber herstellen.
Für die Überprüfung der Kontraststärke gibt es mittlerweile einige hilfreiche Tools. Mit ihnen können Sie die Kontraststärke Ihrer Webseiten prüfen und gegebenenfalls nachschärfen, um sicherzustellen, dass IhreTexte auch für Menschen mit Sehbehinderungen ausreichend lesbar sind. Eins dieser Tools ist der kostenfreie Colour Contrast Analyzer. Er verwendet den WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) Standard, um sicherzustellen, dass die Farbkontraste auf einer Webseite den Anforderungen für Barrierefreiheit entsprechen. Der WCAG-Standard ist international anerkannt und umfasst weitere Aspekte der Barrierefreiheit, z. B. die Verwendung von Alt-Texten für Bilder, die Tastaturbedienbarkeit und vieles mehr. Der Colour Contrast Analyzer konzentriert sich jedoch speziell auf die Überprüfung des Farbkontrasts, der ein wichtiger Faktor für die Lesbarkeit von Textinhalten ist.
Sie können das Tool hier herunterladen und auf Ihrer Webseite platzieren. Dann nutzen Sie das Symbol der Pipette und klicken auf den farbigen Bereich den Sie analysieren möchten. Das Ergebnis erhalten Sie prompt. Und vielleicht stellen Sie fest, dass Sie den Kontrast noch ein wenig erhöhen können, ohne Ihr Corporate Design zu verlieren, oder der verfügbare Platz gibt eine etwas höhere Schriftgröße her, die auch viel zur Lesbarkeit und besserem Kontrast beiträgt.
Damit haben Sie schon einiges beigetragen, um Ihre Inhalte für alle besser zugänglich zu machen.
Bildquellen
- daniele-levis-pelusi-UUjxTEET0c0-unsplash: Foto von Daniele Levis Pelusi auf Unsplash | CC0 1.0 Universal