Gute Kommunikation im Alltag

Man kann es nicht oft genug sagen: Wir brauchen gute Kommunikation im Alltag; bitte drücken Sie sich eindeutig aus! Vor Kurzem habe ich schon darüber geschrieben, wie mühsam es für den Leser ist, wenn ein Text nicht gleich auf den Punkt kommt (Wer’s nochmal nachlesen mag, bitte hier klicken). Es ist ein Irrglaube zu denken, mit umständlicher Sprache würden wir uns als Experten positionieren. Das mag für das Feld der Wissenschaft gelten, aber ich rede hier von unserer Kommunikation im Alltag. Da wird noch immer geschwurbelt, mit Fremdwörtern und Fachbegriffen nur so um sich geworfen, dass es das reinste Ärgernis ist. Für Menschen mit Leseschwierigkeiten ist es jedoch mehr als nur ein Ärgernis. Komplizierte Texte schließen sie aus. Mir ist klar, dass nicht jeder Text, der entsteht, auch in Leichter Sprache vorliegen kann. Aber dennoch können wir einiges tun, um unsere Alltagstexte so zu gestalten, dass sie auch von Menschen mit geringerer Lesekompetenz besser verstanden werden können.

Mit wenigen kleinen Änderungen können wir schon viel erreichen. Hier liste ich drei Punkte auf, die ich für gute Kommunikation sehr wichtig finde.

Verbalstil statt Nominalstil

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich finde nichts Schönes an einer Formulierung wie “Das Leeren des Briefkastens erfolgt täglich um 17:30 Uhr”. Das baut für die Zielgruppe der Leichten Sprache völlig unnötige Hürden auf.

  • “Das Leeren”, Nominalisierung des Adjektivs “leer”, ist für ungeübte Leser nicht auf den ersten Blick zu erkennen
  • Nach der Nominalisierung folgt ein Genitiv (“des Briefkastens”), den wir in der Leichten Sprache unbedingt vermeiden wollen
  • “erfolgt” ist ein schwieriges Wort für ungeübte Leser

Der Nominalstil wird meist eingesetzt, um förmlich zu klingen. Verbote klingen im Nominalstil immer ganz besonders drastisch, wie in diesem Beispiel: “Das Betreten der Rasenfläche ist untersagt”. Wenn Sie aber sagen, “Sie dürfen die Rasenfläche nicht betreten”, klingt das gleich etwas weniger schlimm. Also, es mag ja sein, dass wir hin und wieder drastisch und unpersönlich formulieren müssen, aber in der Regel ist der Verbalstil wesentlich lesefreundlicher, ansprechender und lebendiger. Unser Satzbeispiel im Verbalstil lautet dann: “Der Briefkasten wird täglich um 17:30 Uhr geleert.” Aber: Jetzt haben wir uns damit eine Passivformulierung (“wird geleert”) eingehandelt. Die ist auch nicht schön. Das bringt mich auch gleich zum nächsten Punkt:

Aktiv statt Passiv

Was ist das Problem mit Passiv? Eine Passivkonstruktion wie “wird geleert” benennt den Handelnden nicht. Sie beantwortet also nicht die Frage nach dem “Wer”. Ein normaler, gut verständlicher Satz besteht im Minimum aus Subjekt, Prädikat und Objekt. Eine gute Kommunikation sollte das berücksichtigen. Bei Formulierungen im Passiv oder im Nominalstil wird der Handelnde oft nur impliziert. Der Text benennt also nicht klar, wer hier gemeint ist. Die Passivkonstruktion ist übrigens eine sehr typische und weit verbreitete Formulierung im Deutschen, ganz besonders ausgeprägt in der Kommunikation im öffentlichen Sektor. Sie führt nach meinem Empfinden zu einer großen Distanzierung zwischen dem Autor und seinem Text einerseits, aber auch zwischen dem Leser und dem Text. Ich wage zu behaupten, dass diese Distanz gar nicht immer ausdrücklich gewünscht ist, wenn ein Text entsteht. Sie ergibt sich einzig aus der distanzierten Formulierung.

Leser mit durchschnittlicher Lesekompetenz erschließen sich die implizierte Information übrigens einfach aus dem Zusammenhang und denken sie sich dazu. Das können Leser der Zielgruppe Leichte Sprache häufig nicht leisten. Aber wieso soll man denn diese Transferleistung überhaupt erbringen? Es ist für den Lesefluss doch viel schöner, wenn Autoren alle Infos bereithalten, die man als Leser oder Leserin so braucht. Und dazu gehört in unserem Fall auch derjenige, der den Briefkasten leert. Wir schreiben also am allerbesten: “Wir leeren den Briefkasten täglich um 17:30 Uhr.” Oder: “Die Post leert den Briefkasten täglich (oder: jeden Tag) um 17:30 Uhr.” An einem solchen Satz ist gar nichts auszusetzen. Er ist klar verständlich und das Beste ist: Auch Menschen mit Leseschwierigkeiten können hier mithalten und fühlen sich nicht außen vor.

Wir brauchen also keine kompliziert gebauten Texte, sondern Klarheit, Eindeutigkeit. Dazu gehört auch, dass wir so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich hinzu formulieren. Also weg mit Schachtelsätzen, Einfügungen, Gedankenstrichen und überflüssigen Ausschmückungen. Klare, saubere Sätze mit klarem Inhalt. Wie schön kann das sein! Und das führt mich zu meinem letzten Gedanken in diesem Blog, der mir besonders wichtig ist, nämlich:

Lesefluss nicht stören

Dazu gibt es Studien. Je klarer der Text, je einfacher er zu lesen, umso seltener wandert die Leserin mit den Augen in der Zeile oder im Absatz zurück. Das macht gute Kommunikation aus, und das ist viel wichtiger als wir denken. Denn wenn wir mit den Augen zurückwandern müssen, weil wir nach sieben Zeilen den Satzanfang aus den Augen verloren haben, dann unterbrechen wir den Lesefluss. Und damit unterbrechen wir das Verstehen des Textes. Wir müssen kurz pausieren, den Faden wieder aufnehmen, an das anknüpfen, was wir bereits gelesen haben und dann fortfahren. Wenn man es mal so betrachtet, wird schnell klar, dass es Zeit kostet, schwierige, lange Sätze zu lesen. Effizient ist das nicht, weder im Sinne von Zeit noch im Sinne von Lernen.

Vielleicht denken Sie darüber einmal nach, wenn Sie Ihren nächsten Text verfassen. Schreiben Sie, was Sie schreiben müssen. und dann fragen Sie sich:

  • Habe ich die Frage nach dem Subjekt (Wer?) beantwortet?
  • Habe ich genug Verben verwendet?
  • Sind meine Sätze kurz genug? Oder sollte ich den langen Satz nicht besser nochmal in zwei Gedanken aufteilen?
  • Bleibt der Lesefluss erhalten?

Können Sie alle Fragen “Ja” beantworten, haben Sie schon jede Menge getan, um klarer zu kommunizieren. Glückwunsch!

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