Bieten Bilder für Leichte Sprache einen Mehrwert?

Oder: Wie finde ich die richtigen Bilder für Leichte Sprache? Fangen wir ganz von vorne an:

Welche Funktion sollen Bilder für die Leichte Sprache erfüllen?

Die Funktion von Bildern für Texte in Leichter Sprache ist offensichtlich: Richtig eingesetzt, verstärken sie die Bedeutung des Textes und tragen zum Textverständnis bei. Außerdem dienen sie der wenig geübten Leserschaft als Orientierungshilfe.

Wie lauten die Kriterien?

Damit Bilder ihre Wirkung für die Leichte-Sprache-Zielgruppe optimal entfalten können, sollten sie ganz konkrete Anforderungen erfüllen:

Natürlich müssen sie scharf, klar und kontrastreich sein. Sie sollten eine bestimmte Größe haben, damit auch Menschen mit Sehschwierigkeiten die Darstellung gut erkennen können.

Das ist ganz wichtig: Die Bilder sollten nur das darstellen, von dem im Text die Rede ist. Geht es also im Text um, sagen wir mal, eine Regenbogenforelle, dann ist es sehr hilfreich, das Bild eines Fisches zu zeigen. Das wäre für die Leichte-Sprache-Leserin ein echter Mehrwert. Den wiederum setzen wir aufs Spiel, wenn wir das Bild mit ein paar netten Details anreichern, wie z. B. andere Fische oder Wasserpflanzen. Ganz problematisch wird es, wenn wir das arme Tier auf dem Teller mit Petersilienkartoffeln abbilden. Das ist nur dann hilfreich, wenn es tatsächlich um eine Speisekarte geht.

Geübte Leser können die unwesentlichen Details abstrahieren. Außerdem sind sie in der Lage, über die Referenz auf Fisch als leckere Speise wahlweise zu lächeln oder sich aufzuregen. Im Gegensatz dazu führen detailreiche Bilder ungeübte Leser in die Irre und verhindern die Konzentration auf das Wesentliche.  

Was kann man sonst noch falsch machen?

Zu viele Bilder. Denn dann besteht die Gefahr, dass der Text gar nicht mehr als primäre Informationsquelle wahrgenommen wird.

Deshalb gilt: Sollen Bilder einen echten Mehrwert für Texte in Leichter Sprache darstellen, müssen sie ganz gezielt eingesetzt werden. Das Motto sollte lauten: So wenige wie möglich, so viele wie nötig. Haben Sie immer noch die Befürchtung, dass das Bild zu komplex sein könnte, können Sie das Bild optional noch mit einer Bildunterschrift versehen.

Im Idealfall ergibt sich dann eine ganz gelungene Kombination aus Zeigen und Erläutern, die Text und Bilder zu einer harmonischen Einheit verbindet.

Wo platziert man die Bilder am besten?

Darüber herrscht noch keine Einigkeit. Manche sagen, die Bilder sollten am rechten Bildrand auftauchen. In diesem Fall nimmt der Leser in Leserichtung erst den Text wahr und danach das Bild, das den vorstehenden Text verdeutlicht.

Symbol für Texte in Leichter Sprache

Andere wiederum argumentieren, dass das Bild am linken Bildrand stehen sollte, damit es den Leser darauf vorbereitet, worum es im Text gehen soll. Auf jeden Fall spielt natürlich auch das Layout des Textes eine wichtige Rolle. Dann ergibt sich die Platzierung der Bilder manchmal ganz von alleine.

Und wo bekommt man Bilder für Leichte Sprache?

Es gibt umfangreiche kostenpflichtige Datenbanken, z. B. von der Lebenshilfe Bremen. Die Zeichnerin Reinhild Kassing oder der Grafikdesigner Martin Markwort bieten ihre eigenen Kreationen zum Kauf an. Kostenlose Bilder gibt es unter anderem bei der LAG Selbsthilfe Rheinland-Pfalz. Deren Bilder enthalten auch eine Erläuterung in Leichter Sprache.

In allen Fällen gilt: Man sollte Bilder immer zusammen mit dem Text prüfen. Der Mehrwert eines Bildes ergibt sich nur dann, wenn die Zielgruppe das Bild im Textzusammenhang versteht und daraus einen Informationsgewinn ziehen kann.

Welche Bilder eignen sich denn nun?

Zurzeit sind Zeichnungen das Mittel der Wahl. Sie können leicht hergestellt werden, sind gut an ein bestimmtes Thema anzupassen und erfordern insgesamt wenig Aufwand.

Ich persönlich bin gespannt, was die Entwicklung in Bezug auf Fotos bringen wird. Mit der Verwendung von Fotos könnte man nämlich einen wichtigen Kritikpunkt umschiffen, den man in Bezug auf Leichte Sprache immer wieder hört: Die kindhafte Anmutung. Andererseits stelle ich mir vor, dass ein Foto mehr Interpretationsspielraum zulässt. Doch das genau wollen wir ja vermeiden.

Piktogramme eignen sich übrigens weniger gut für Leichte-Sprache-Texte als man denken würde, weil ihre Darstellung zu schematisch ist und sie in vielen Fällen Vorwissen erfordern. Auch hier gilt: Piktogramme bringen nur dann einen Mehrwert, wenn die Zielgruppe sie versteht.

Bildquellen

  • leichte sprache: Lebenshilfe Bremen | All Rights Reserved
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