Barrierefreie Kommunikation

Barrierefreie Kommunikation hat mittlerweile ganz schön Fahrt aufgenommen. Zum Glück. Es wird viel getan, um Menschen mit Schwierigkeiten besser teilhaben zu lassen. Für sie gibt es in der Kommunikation vielfältige Barrieren: in visueller oder akustischer Hinsicht, im Hinblick auf Verständlichkeit oder in sprachlicher Hinsicht.

Die barrierefreie Kommunikation möchte gesprochene und geschriebene Texte zugänglicher machen, vereinfachen und besser am jeweiligen Nutzer orientieren. Das Hauptziel ist, Informationen so aufzubereiten oder zu präsentieren, dass möglichst alle Menschen sie verstehen.

Was können Sie selber tun, um Ihre Kommunikation barrierefrei – oder zumindest barrierearm – zu gestalten? Hier folgt ein kleiner Leitfaden für barrierefreie Kommunikation, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Barrierefreie Texte

Verfassen Sie Ihre Texte möglichst in Einfacher oder bürgernaher Sprache. Die Einfache Sprache folgt keinen festen Regeln. Aber auf dieser Seite hat Mansour Neubauer die Grundprinzipien anschaulich erläutert. Es sind eigentlich nur wenige Aspekte, die Sie berücksichtigen müssen. Wenn Sie sich daran halten, werden Ihre Texte auf alle Fälle besser lesbar.

Lassen Sie möglichst viele Texte in Leichte Sprache übersetzen. Leichte Sprache ist die maximale Vereinfachung der Standardsprache und folgt festen Regeln. In Leichter Sprache zu schreiben ist schwieriger als man denkt. Es gibt mittlerweile sehr viele qualifizierte Übersetzer und Übersetzerinnen, die Ihnen hier weiterhelfen.

Barrierefreie Videos

Videos lassen sich auf vielfältige Weise barrierefrei gestalten.

Untertitel sind eine naheliegende Lösung. Sie helfen nicht nur Menschen mit Hörschädigung, sondern auch Deutsch-Lernenden. Jedoch bleibt immer noch eine große Gruppe von Menschen, die mit dem Video Probleme haben, außen vor.

Besser sind Untertitel in Einfacher Sprache. Das habe ich in letzter Zeit mehrfach gemacht und kann aus Erfahrung sagen: Wenn Sie schon Geld für Untertitelung ausgeben möchten, dann setzen Sie auf Untertitel in Einfacher Sprache. Wohlgemerkt: Ich rede von Einfacher Sprache, nicht von Leichter Sprache. Es ist deutlich schwieriger, Untertitel in Leichte Sprache umzusetzen, weil viele Regeln der Leichten Sprache hier nicht angewandt werden können. Aber Untertitel in Einfacher Sprache kann man sehr gut umsetzen. Damit erschließen Sie sich ein größeres Publikum, denn auch Menschen mit geringen Lernschwierigkeiten und Deutsch-Lernende sind in der Lage, das Video zu verfolgen und den vereinfachten Text mitzulesen.

Die Audiodeskription ist eine Hilfe für Menschen mit Sehschädigung. An zentralen Stellen im Film wird ein gesprochener Kommentar eingefügt, der die wichtigsten Aspekte der gezeigten Szene beschreibt. Die Audiodeskription ist aufwändig und dementsprechend teuer. Bislang bleibt sie Spielfilmen vorenthalten.

Dem Video kann auch eine Audioeinführung vorangestellt werden. Wie der Name schon sagt, wird vor Beginn des Videos etwas über den Inhalt erzählt. Das Publikum erhält ausgewählte Vorab-Infos, die ihm helfen, das Video besser zu verstehen. Primär richtet sich dieser Dienst an Menschen mit Sehschädigung, aber Studien haben gezeigt, dass auch Studierende einen Film besser aufgenommen haben, nachdem sie im Vorfeld die Audioeinführung anhörten. Die Audioeinführung kann sehr gut in Leichter oder Einfacher Sprache gestaltet werden und ist ein weiterer Baustein für barrierefreie Kommunikation.

Barrierefreie Vorträge

In Live-Situationen, z. B. während eines Vortrags, haben wir uns längst an den Gebärdendolmetscher gewöhnt, der an der Seite steht und simultan gebärdet. Auch im Fernsehen gibt es viele solche Angebote. Gebärdensprache lässt sich problemlos in Videos integrieren und erschließt ein größeres Publikum.

Weitaus weniger bekannt ist das Simultandolmetschen in Leichte Sprache. Ähnlich wie beim Simultandolmetschen aus einer Fremdsprache gibt es auch hier eine Dolmetscherin (absichtlich gegendert; bislang kenne ich keinen einzigen Mann, der dies anbietet), die den gesprochenen Text simultan, also ohne Zeitverzögerung, in Leichte Sprache überträgt. Das ist ein ganz neues Feld, das es noch gar nicht so lange gibt. Eine richtige Ausbildung dazu gibt es auch noch nicht. Aber es gibt erfahrene Kolleginnen, die oft aus dem Bereich des interlingualen Dolmetschens kommen und es sich zugetraut haben, dies auch in Leichter Sprache anzubieten. Vom Deutschen ins Deutsche zu dolmetschen ist in der Tat eine große Herausforderung. Beim Dolmetschen in eine Fremdsprache bestimmt die Dolmetscherin den Satzaufbau; sie lässt den Originaltext in der anderen Sprache neu entstehen. Beim Dolmetschen in Leichte Sprache is mir bisher aufgefallen, dass die Kolleginnen doch immer wieder in den Originalton des Sprechers verfielen, weil es eben viel schwerer ist, sich vom Originaltext zu lösen, wenn man in derselben Sprache bleibt. Außerdem benötigen Sie die gesamte Technik, die für das Simultandolmetschen erforderlich ist (Dolmetschkabinen, Kopfhörer, etc.).

Eine denkbare Alternative zum Simultandolmetschen wäre das konsekutive Dolmetschen, d. h. der Sprecher macht Pausen, in denen die Dolmetscherin in Leichte Sprache dolmetscht. Sobald sie fertig ist, setzt der Sprecher seine Rede fort. Das klingt etwas mühsam und kostet Zeit, erzielt aber möglicherweise ein besseres Ergebnis. Ein noch besseres Ergebnis erzielen Sie aber, wenn der Vortragstext im Vorfeld in Leichte (oder Einfache) Sprache übersetzt und dann simultan zum Redner vorgetragen wird. Auf diese Weise können die Regeln der Leichten Sprache besser eingehalten werden und es kann ein eigener Text entstehen.

Auch das Schriftdolmetschen verdient eigentlich mehr Aufmerksamkeit. Es richtet sich an Menschen mit Hörschädigung, die die Gebärdensprache nicht beherrschen. Der Schriftdolmetscher ist live bei einer Veranstaltung dabei und wandelt das gesprochene Wort in schriftlichen Text um, den Menschen mit Hörschädigung dann mitlesen können. Ähnlich wie das Simultandolmetschen ist dies eine sehr anspruchsvolle Leistung und ein wichtiger Aspekt für barrierefreie Kommunikation.

Der guten Ordnung halber muss ich auch die Transkription erwähnen. Ein Transkript gibt das Gesagte im Wortlaut schriftlich wieder. Als Unterstützung für Menschen mit Schwierigkeiten bietet sich die sogenannte geglättete Version des Transkripts an, d. h. alles, was den Redefluss stört und nicht unmittelbar zum Text beiträgt (wie z. B. ein Ähm oder ein abgebrochener Satzanfang) werden weggelassen. Es entsteht eine gut lesbare Version des gesprochenen Textes, die nichts weglässt, aber auch nichts hinzufügt. Solche Transkripte sind nur für eine kleine Gruppe von Menschen mit Schwierigkeiten hilfreich. Statt Transkription bietet sich hier die Untertitelung in Einfache Sprache an, um eine größere Zielgruppe zu erreichen. Transkripte werden im Nachgang zu einem Vortrag oder einer Präsentation erstellt und stehen erst ein paar Tage später zur Verfügung. Ähnlich wie Handouts kann man sie den Teilnehmenden aushändigen, damit diese die Inhalte selbständig nacharbeiten können.

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