Texte in Leichte Sprache umwandeln

Sie möchten Texte in Leichte Sprache umwandeln? Also: Ausgangstext einlesen, Knopf drücken, fertigen Text in Leichter Sprache erhalten?

Auch wenn einige Tools genau dies bereits versprechen: Soweit sind wir leider noch nicht. Es braucht nach wie vor noch einiges an humaner Intervention, um aus einem Standardtext einen guten Leichte-Sprache-Text zu machen, der für die Zielgruppe sinnvoll und hilfreich ist. Wo wir menschlichen Übersetzer und Übersetzerinnen genau eingreifen und warum, das erfahren Sie hier:

Künstliche Intelligenz macht vieles richtig. Aber nicht alles.

Künstliche Intelligenz hat ja schon fast alle Bereiche unseres Lebens erobert und wir sehen auch im Bereich Leichte Sprache immer mehr KI-Angebote. Das ist an sich überhaupt nicht schlecht. Unser Anliegen ist es ja, dass Menschen aus der Zielgruppe sich unabhängig und selbstbestimmt Informationen beschaffen können. Da kann KI theoretisch in Zukunft sicher eine gute Hilfestellung leisten. Nach jetzigem Stand ist aber immer noch die Expertise von Humanübersetzerinnen vonnöten, um einen richtig guten Text in Leichter Sprache zu erzeugen.

Folgende Dinge kann KI noch nicht:

Themenauswahl treffen

KI-Tools für die Übersetzung arbeiten in der Regel absatzbasiert nach dem Motto: links der Originalsatz, rechts der Absatz in Leichter Sprache. Geändert wird innerhalb des Absatzes dann alles, was sich von einer KI regelkonform umsetzen lässt, z. B. ein langer Satz wird in zwei oder mehrere kurze Sätze aufgeteilt; schwere Begriffe werden durch einfachere ersetzt; Zeiten wie Präteritum, die in Leichter Sprache nicht verwendet werden, werden z. B. durch Perfekt ersetzt. Und so geht KI den Text Absatz für Absatz durch. Am Ende sind beide Texte in etwa gleich lang. So war es zumindest bei meinen Versuchen mit KI-Tools. Für recht kurze Texte mit einfachen Strukturen ist dies gar keine schlechte Lösung. Aber ganz anders sieht es aus, wenn es um lange und komplexe Texte geht. Eine Zusammenfassung allein ist nicht ausreichend.

Vielmehr ermitteln wir Humanübersetzer die wichtigsten Textaussagen, stellen sie direkt an den Anfang, sprechen den Leser an. Weiter überlegen wir: Was muss sonst noch unbedingt genannt werden; welche Informationen können wegfallen, weil sie nicht relevant sind; und welche Informationen müssen wir ergänzen, weil die Zielgruppe nicht über entsprechendes Vorwissen verfügt? Wie sollen die Infos aufbereitet werden, um den Leser, die Leserin bestmöglich zu unterstützen? Ein langer Ausgangstext bleibt in Leichter Sprache nicht unbedingt lang. Vielleicht sind die meisten Informationen für die Zielgruppe nicht relevant und es reicht eine kurze Zusammenfassung. Es kann aber auch das Gegenteil der Fall sein: Aus einem kurzen Ausgangstext kann durchaus ein ziemlich langer Leichte-Sprache-Text werden, wenn wir der Meinung sind, dass es hier um wichtige Inhalte geht, die erläutert werden müssen. Und in welcher Situation befinden sich die Leser und Leserinnen voraussichtlich, wenn sie unseren Text lesen? Haben sie Zeit und Ruhe für den Text, oder müssen sie die Informationen möglichst schnell verarbeiten und eine Handlung ausführen, z. B. etwas unterschreiben? All dies sind wichtige Aspekte, die in den Leichte-Sprache-Text einfließen.

Zielgruppenorientiert schreiben

Klar: KI kann zielgruppengerecht schreiben; das stelle ich gar nicht infrage. Aber ich spreche hier von den vielen diversen Zielgruppen für Leichte Sprache innerhalb der Leichten Sprache. Es gibt nämlich nicht DIE EINE Zielgruppe für Leichte Sprache. Es gibt vielmehr sehr, sehr viele heterogene Gruppen von Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen von Leichter Sprache profitieren. Und unsere Texte richten sich dann möglichst genau an die Zielgruppe, die der Text ansprechen will. Je nachdem, ob wir für Menschen texten, die gerade Deutsch lernen, oder ob wir für Menschen mit kognitiven Einschränkungen schreiben, fällt der Leichte-Sprache-Text ganz anders aus. Diese Unterscheidung kann KI noch nicht treffsicher machen. Texte ich zum Beispiel Hilfen für Menschen, die nach Deutschland migrieren, kann ich ein ganz anderes Weltwissen voraussetzen, muss bei Erläuterungen weniger weit ausholen und kann davon ausgehen, dass bestimmte Fachbegriffe bekannt sind. Texte ich aber, sagen wir, die Beschreibung einer Museumsausstellung, die sich eher an Menschen mit kognitiven Einschränkungen richtet, habe ich wieder eine ganz andere Ausgangslage und passe den Text dementsprechend an. Bislang kann KI nur leichter oder einfacher schreiben, aber nicht zwischen den einzelnen Zielgruppen innerhalb der Leichten Sprache differenzieren.

Texte mit relevanten Bildern versehen

Leichte-Sprache-Texte werden von relevanten Bildern begleitet, die gezielt dort eingesetzt werden, wo der Text allein vielleicht nicht ausreicht. Die Anforderungen an solche Bilder sind dementsprechend sehr spezifisch und sie zu finden, ist äußerst schwer. Oft kommen hier Grafiker zum Einsatz, die passgenau zum Text Zeichnungen anfertigen. Das ist zeit- und kostenintensiv. Hier kann KI tatsächlich richtig gute Dienste leisten und Bilder generieren, die genau zum Text passen. Aber dennoch braucht es wieder den Menschen, der bestimmt, welche Inhalte bebildert werden sollen und welche nicht, was zu sehen sein soll und was nicht, wie die Kontraste sein müssen und welche Bildgröße für Text und Zielgruppe angemessen ist. Auch dies wieder eine inhaltliche Entscheidung, die wir noch nicht der KI überlassen können.

Menschliche Expertise ersetzen

Und zu guter Letzt: KI kann die menschliche Expertise nicht ersetzen. Ich übersetze ja nicht einfach den Text, sondern habe im Vorfeld einige Gespräche mit dem Auftraggeber gehabt, in denen ich alles darüber erfahren habe, was ich wissen muss, um mit der Arbeit zu beginnen. Und wenn mir etwas fehlt, frage ich nach. Auch das kommt häufig vor: Ich erwähne im Gespräch irgendwelche Aspekte, die dem Auftraggeber nicht bewusst waren und die wir noch mit aufnehmen. Und am Ende sind alle Fragen geklärt und der Auftraggeber kann sich sicher sein, einen hochwertigen Text in Leichter Sprache zu haben. Dafür stehe ich gerade. Was ist aber mit dem Text, den Sie per Knopfdruck aus der KI gezogen haben? Ist er wirklich leicht? Erfüllt er alle Kriterien, die er erfüllen muss? Wurden alle Regeln eingehalten? Sie wissen es nicht.

Hier sehe ich momentan das größte Risiko, das KI birgt: Auftraggeber, die selber mit KI auf Knopfdruck einen Text in Leichter Sprache generieren, müssen sich darauf verlassen, dass das Resultat zumindest zufriedenstellend ist. Aber es gibt keine Kontrolle. Die ist aber unbedingt nötig, denn, wie gesagt, KI beherrscht sein Metier in diesem Fach noch nicht richtig. Zu viele KI-generierte Texte in Leichter Sprache sind momentan noch schlecht oder gar nicht brauchbar, entsprechen eher Einfacher als Leichter Sprache und berücksichtigen keinen der von mir angesprochenen Aspekte.

Deshalb: Sie möchten einen Text in Leichte Sprache umwandeln? Dann kontaktieren Sie die Übersetzerin Ihres Vertrauens. Sie wird Sie durch den Prozess leiten und Sie können darauf vertrauen, das zu bekommen, wofür Sie bezahlen: Einen guten Text in Leichter Sprache. Fast wie auf Knopfdruck.

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