Fachtagung in der Schweiz zum Thema Leichte Sprache
Es tut sich was im deutschsprachigen Raum: Deutschland hat ja bereits eine gute Strecke auf dem Weg zur inklusiven Leichten Sprache zurückgelegt. Die Schweiz hingegen hinkt ein wenig hinterher. Aber: Es gibt einen klaren Willen, Leichte Sprache in der Schweiz nach dem Vorbild Deutschlands weiter voranzutreiben.
Deutlich wurde dies auf der Fachtagung “Qualität Leichter Sprache”, die die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW Ende August veranstaltete. Parallel dazu fand die internationale KLAARA-Tagung statt. Diese widmet sich der Forschung zu leichter Sprache, ist aber nicht Gegenstand dieses Blogbeitrags.
Letztes Jahr konnte die FHNW die Veranstaltung coronabedingt nicht durchführen. Dieses Jahr fand sie dann virtuell statt
Nach einer Podiumsdiskussion mit den Referentinnen gab es eine Auswahl von Workshops, die die Teilnehmer virtuell besuchen konnten.
Workshops mit Einblicken in wissenschaftliche sowie praxisbezogene Vorgehensweisen
Der eine Workshop behandelte gute Verfahren zur Texterstellung. Die Referentin Bettina Bock stellte Qualitätskriterien für Leichte Sprache vor, die sich aus ersten Erkenntnissen des deutschen LeiSA-Projekts (2014 – 2018) ergeben haben. Der andere, gleichzeitig stattfindende Workshop drehte sich um barrierefreien Zugang zu Informationen der Stadt Bern. Die Referentin ging auch darauf ein, wie die öffentliche Berner Verwaltung für das Thema Leichte Sprache sensibilisiert wird.
Praxisbeispiele aus Schweizer Behörden
An die Workshops schlossen sich verschiedene Vorträge aus der Praxis an. So erläuterte eine Referentin, wie leicht verständliche Sprache im Schweizer Gesundheitswesen eingesetzt wird. Ein anderer Referent legte dar, wie sich die Situation im Erwachsenenschutz präsentiert. Und eine Kunstvermittlerin zeigte Beispiele aus ihrem Alltag, wie sie Leichte Sprache in ihrem Museum umsetzt.
Dabei zeigte sich, dass es gerade in den beiden erstgenannten Bereichen, Gesundheitswesen und Erwachsenenschutz, zurzeit häufig noch um die Verwendung der Einfachen Sprache geht, während die Anwendung der Leichten Sprache erst für die spätere Zukunft angedacht wird.
Im Bereich Kunst und Kultur gab es ein wunderschönes Beispiel aus dem Museum Davos, in dem es zu den jeweiligen Exponaten gute Texte in Leichter Sprache gibt. Ein entspannter und kreativer Umgang mit den Regeln der Leichten Sprache führte in den gezeigten Beispielen zu äußerst gelungenen Ergebnissen in Leichter Sprache.
Hauptreferat beleuchtet die Situation in Finnland
Nach der Mittagspause gab es einen sehr interessanten Exkurs nach Finnland, wo Leichte Sprache schon sehr lange etabliert ist. Die Referentin gab einen Einblick in die Praxis und stellte ein Instrument zur Evaluierung für Leichtes Finisch vor. Sie erläuterte, ob bzw. wie es sich einsetzen lässt, um Kriterien für Leichtes Finnisch zu definieren und zu systematisieren.
Weitere Workshops: Die Bedeutung von Bildern und Empowerment durch Leichte Sprache
Daran anschließend gab es wieder eine Auswahl von zwei Workshops. Der eine befasste sich mit Bild und Type im barrierefreien Informationsdesign und war ein eindrücklicher Appell der Referentin, Text und Bilder besser als bisher miteinander zu verknüpfen, um das Textverständnis zu erleichtern.
Der andere Workshop drehte sich um Empowerment durch Leichte Sprache. Zwei Selbstvertreter und Textprüfer kamen hier zu Wort und gaben einen persönlichen Einblick: Was bedeutet Leichte Sprache für sie im Alltag, welche Chancen bietet sie und wie läuft eine Textprüfung ab.
Graphic Recording
Begleitet wurde die gesamte Fachtagung von zwei Grafikdesignerinnen, die am Ende des Tages mittels Graphic Recording eine visuelle Dokumentation der gesamten Veranstaltung erstellt hatten.