Im letzten Teil der Reihe „eine gute Übersetzung in Leichte Sprache“ geht es um Zeichen, also genauer gesagt um Zahlen, Ziffern, Satzzeichen und Sonderzeichen.
Eigentlich steht mein Text in Leichter Sprache schon: Ich habe auf der Textebene den Ausgangstext analysiert, eine neue Textstruktur angelegt, in der die wichtigsten Informationen ganz am Anfang stehen; ich habe die Begriffe herausgefiltert, die schwer sind und erläutert bzw. durch leichtere Begriffe ersetzt werden müssen. Ich habe basierend auf dieser Struktur den Text umgeschrieben und dabei die Regeln angewendet, die auf Wort- und Satzebene gelten. Dabei achte ich gleichzeitig auch darauf, die Regeln der Zeichenebene einzuhalten. Und das sind folgende:
Satzzeichen
Eine gute Übersetzung in Leichte Sprache enthält nur folgende Satzzeichen: Punkt, Fragezeichen, Doppelpunkt. Damit kommt man gut aus. Ein Ausrufezeichen ist je nach Schriftart schwer zu erkennen. Ich habe es selber in einer Prüfung erlebt, dass eine Prüferin es für ein großes i hielt.
Will man eine gute Übersetzung in Leichte Sprache anfertigen, muss man auch ohne Komma auskommen, denn: Ein Komma bedeutet immer einen Nebensatz. Und ein Nebensatz bedeutet immer, dass Informationen zum Satz ergänzt werden. Und ergänzte Informationen bedeuten, der Satz enthält mehr als eine Aussage. Das widerspricht einer der wichtigsten Regeln in Leichter Sprache. Deshalb: Keine Kommas! Nebensätze mit Komma kann man wunderbar auflösen, indem man die Regeln der Forschungsstelle Leichte Sprache anwendet. Darüber werde ich demnächst in einem separaten Blogeintrag schreiben. Zugegeben, das macht manchmal ziemlich viel Mühe. Aber es funktioniert. Ein Beispiel:
Die Veranstaltung wird abgesagt, wenn es nicht genügend Anmeldungen gibt.
Vielleicht gibt es nicht genug Anmeldungen.
Dann sagen wir die Veranstaltung ab.
Von seinem Erbe erfuhr der Enkel erst, nachdem seine Großmutter verstorben war.
Die Oma von Peter ist gestorben.
Erst danach hat Peter erfahren:
Er erbt das Haus von seiner Oma.
[Hier siehst du übrigens noch zwei weitere Tipps für eine gute Übersetzung in Leichte Sprache: Gib den Menschen einen Namen oder eine konkrete Zuschreibung. Und hole alle Infos an die Oberfläche. Woraus besteht das Erbe? Das ist sehr vage. Also finde heraus, was genau es umfasst und schreibe konkret.]
Weitere Satzzeichen, die in Leichter Sprache nicht verwendet werden: Semikolon, Schrägstrich, Gedankenstrich.
Zahlen und Ziffern
Laut Grammatikregeln werden in der Standardsprache die Zahlen von 1 bis 12 als Text geschrieben, und ab 12 darf man die Zahl dann als Ziffer schreiben. In Leichter Sprache gilt das nicht. Hier sind Ziffern immer zu bevorzugen.
Zum Beispiel: Paul hat 2 Geschwister. Ich habe Dich 3 Mal angerufen.
Das ist einfacher zu lesen. Aber es gibt eine Ausnahme. Wir schreiben: Zum dritten Mal. Hier schreiben wir hier die Ziffer nicht aus (zum 3. Mal) weil man meinen könnte, dass dort der Satz zu Ende sei.
Hohe Zahlen vermeiden wir in Leichter Sprache ohnehin, weil sie schwer nachvollziehbar sind. Besser ist es, sie zusammen mit einem Vergleich zu bringen, um die Größenordnung deutlich zu machen.
Zum Beispiel:
Die große Orgel im Kölner Dom ist 30 Tonnen schwer.
Das ist ungefähr so schwer wie 6 große Elefanten.
Römische Ziffern sind natürlich auch tabu in Leicher Sprache.
Sonderzeichen
Sonderzeichen wie Prozentangaben kommen in Leichter Sprache nicht vor. Das müssen wir umformulieren in eine Angabe, die leicht nachvollziehbar ist, z. B. „Fast 80 % aller Deutschen besitzen ein Handy“ kannst du schreiben: „Fast jeder Mensch in Deutschland hat ein Handy“ oder „Sehr viele Menschen in Deutschland haben ein Handy.“
Bei den Sonderzeichen gibt es eine Ausnahme: Den sogenannten Klammeraffen, @, darf man verwenden, weil es ein wichtiges Zeichen in der elektronischen Kommunikation und sehr vielen Menschen bekannt ist.
Gliederungszeichen
Überschriften und Zwischenüberschriften sind sehr wichtig für Leichte Sprache. Damit geben wir dem Text Struktur und Übersichtlichkeit.
Auch Aufzählungen sind gerne gesehen. Die Faustregel lautet: Hast du mehr als drei Aspekte, nutze eine Aufzählung. Arbeite lieber mit Bullet Points statt Spiegelstrichen, weil die Bullet Points besser hervorstechen.
Schrift
Zum Abschluss der Reihe soll es noch kurz um die Schrift gehen, denn auch die ist sehr wichtig für eine gute Übersetzung in Leichte Sprache. Gut lesbar muss sie sein, das bedeutet: Die Buchstaben haben ausreichend Abstand voneinander, sind serifenlos, a und o sind gut voneinander unterscheidbar; dasselbe gilt für i und l. In der Praxis hat sich die Schriftart Arial bewährt, aber es gibt auch ausreichend andere Schriftarten, die sich für Leichte Sprache eignen.
Das war meine kleine Blogreihe über die wichtigsten Regeln für Leichte Sprache.