Datenschutz in Leichter Sprache

Wo gibt es Infos über Datenschutz in Leichter Sprache?

So gut wie nirgends, um ehrlich zu sein. Dabei sieht die DSGVO sogar vor, dass die Aufklärung über die Verarbeitung personenbezogener Daten in „präziser, transparenter, verständlicher und leicht zugänglicher Form in einer klaren und einfachen Sprache“ erfolgen soll. Wer sich mit Leichter Sprache beschäftigt, der weiß, dass das Thema Datenschutz in Leichter Sprache zurzeit noch eher stiefmütterlich behandelt wird. Dabei betrifft es jede und jeden von uns. Und nicht alle Menschen sind in der Lage, die – gar nicht so klar und einfach formulierten – Datenschutzinformationen hinreichend oder auch nur ansatzweise zu verstehen.

Meistens begegnet uns das Thema Datenschutz im Online-Leben, z. B. jedes Mal, wenn wir eine Webseite aufrufen. Auch im normalen Leben, also in der Welt ohne digitale Geräte, geben wir immer wieder unsere personenbezogenen Daten preis und werden darüber aufgeklärt, was damit passiert. Ob online oder offline, wenn wir mal ganz ehrlich sind, dann lesen wir diese Infos nie durch, sondern klicken einfach auf OK bzw. unterschreiben den Wisch. Das ist in Ordnung, solange wir informierte Bürger und Bürgerinnen sind, die wissen, was sie tun.

Anders sieht es aus bei Menschen mit speziellen Bedürfnissen. Sie benötigen häufig eine andere Ansprache. Viele Menschen tun sich überhaupt schwer, das abstrakte Konstrukt „Datenschutz“ zu verstehen. Eine Aufklärung in Leichter Sprache tut daher not.

Wie steht es also um Datenschutz? Wird darüber in Leichter Sprache aufgeklärt?

Datenschutz in Leichter Sprache online

Cookies in Leichter Sprache?

Bereits beim Betreten einer Webseite poppen Cookies auf, die uns auffordern, die Verarbeitung unserer Daten zu erlauben. Der Webseiten-Besucher hat die Möglichkeit, eine Auswahl darüber zu treffen, welche Daten verarbeitet werden dürfen. Ich habe noch keine einzige Webseite gefunden, die diese Information in Leichter Sprache anzeigt. Selbst bei Seiten, auf denen ausschließlich Leichte Sprache zu finden ist, sind die Cookies in Standardsprache gehalten, weil es technisch nicht möglich ist, die Texte für Cookies in zwei Versionen vorzuhalten. Also erscheinen sie in Standardsprache. Diese banal erscheinende Tatsache hat dann durchaus häufig zur Folge, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten sich einmal mehr von der Mehrheit der Gesellschaft abgehängt fühlen, einfach, weil sie nicht verstehen, was es mit den Cookies auf sich hat und was genau sie jetzt tun sollen.

Man könnte sich nun aktiv dafür entscheiden, die Cookie-Informationen nicht in Standardsprache, sondern für alle zugänglich und verständlich in Leichter Sprache anzubieten. Theoretisch jedenfalls. In der Praxis kommt das leider nicht vor.

Infos über Datenverarbeitung in Leichter Sprache?

Die Texte auf Internetseiten, die über die Verarbeitung der Daten aufklären, sind meist standardisierte Texte, die so oder ähnlich auf allen Seiten auftreten. Ich finde die Sprache dort weder klar noch einfach. Auch hier ist es doch so, dass wir die Texte bestenfalls überfliegen und im Grunde wissen, worum es geht. Bei Menschen mit Lernschwierigkeiten oder anderen besonderen Bedürfnissen können wir dieses Vorwissen aber nicht voraussetzen. Hier müssen wir davon ausgehen, dass diese Menschen ein Informationsdefizit haben. Und nicht nur das: Diese Menschen können sich wieder einmal nicht ausreichend selbstbestimmt informieren, sei es über den Datenschutz, das aktuelle Tagesgeschehen oder den Online-Kauf eines Produkts. Ihnen bleibt nur Resignation: Online-Medien werden nicht bzw. nur mit Hilfe genutzt, weil sie an so einfach erscheinenden Hürden wie Cookies oder den Infos zum Datenschutz scheitern.

Es ist schade, dass die Bedürfnisse von Menschen mit Einschränkungen so wenig im Alltag mitgedacht werden. Hier gibt es noch viel zu tun.

Es gibt jedoch einige wenige Anbieter, meist aus dem öffentlichen Bereich, die auf ihren Seiten in Leichter Sprache ein wenig über den Datenschutz erklären. Aber häufig sind die Seiten nicht auf Anhieb auffindbar. Datenschutz bleibt also ein schwer zu verstehendes Thema, wenn man im Internet surft.

Datenschutz in Leichter Sprache offline

Dasselbe gilt für die Verarbeitung von Daten, die uns im Offline-Leben begegnet. Das ist zum Beispiel immer der Fall, wenn wir zum Arzt gehen oder eine Beratungsstelle aufsuchen. Dort wird uns eine Information vorgelegt, die wir meist unterschreiben müssen und die uns darüber informiert, welche Daten über uns gespeichert werden, wie die Daten verarbeitet werden und welche Rechte wir in Bezug auf unsere personenbezogenen Daten haben. Mal Hand aufs Herz: Könne Sie diese Infos auf den ersten Blick einfach erfassen und verstehen? Und was ist mit den Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist? Oder mit Menschen mit geringem Bildungsniveau? Diese Menschen haben besondere Bedürfnisse und deshalb ist es aus meiner Sicht wichtig, eine solche Aufklärung auch in Leichter Sprache vorzuhalten, damit sie ihr Recht auf informationelle Selbstbestimmung auch wirklich ausüben können.

Datenschutz in Leichter Sprache als Angebot für viele

Dabei kann es so einfach sein. Auch die Datenschutzbestimmungen lassen sich gut in Leichter Sprache darstellen. Davon profitieren nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Behinderung. Sondern auch Menschen, die wenig Deutsch sprechen oder Menschen, die eine geringe Bildung haben. Und davon profitieren auch all die, die sich einfach und schnell einen guten Überblick verschaffen wollen. Denn meine Erfahrung ist, dass Leichte Sprache auch gerne von Menschen gelesen wird, die sie eigentlich nicht benötigen. Sie schätzen die Klarheit, Eindeutigkeit und Struktur der Texte in Leichter Sprache.

Denn mal ehrlich: Wer von uns kann schon aus dem Stegreif erklären, was Daten eigentlich genau sind, was der Datenschutzbeauftragte tut und wie er sich vom Datenschutzverantwortlichen unterscheidet? Irgendwie wissen wir, worum es geht und können die Infos einordnen. Aber es ist nunmal so, dass in den Texten viel Vorwissen einfach vorausgesetzt wird. Und genau das stellt ein Problem für die Menschen dar, die Leichte Sprache benötigen. Informationen, die in einem Text impliziert, also enthalten sind, ohne dass sie ausdrücklich erwähnt werden, sind für viele Menschen nicht zu erfassen. In Leichter Sprache holen wir die implizierten Infos an die Oberfläche und benennen sie deutlich. In Bezug auf den Datenschutz kann so eine gut strukturierte, eindeutig und klar formulierte Information entstehen, die auch Leser mit geringer Lesekompetenz verstehen können.

Es wäre wünschenswert, Infos über den Datenschutz öfters in Leichter Sprache zu sehen. Und ich bin mir sicher, dass nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten davon profitieren würden.

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